Neue Handball Regeln ab 1. Juli 2016

IHF- Regeländerungen 2016

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IHF LogoGestützt auf die Erkenntnisse der letzten Jahre, vor allem aber aufgrund eines Symposiums mit verschiedenen Weltklasse-Trainern, wurden substanzielle und strukturelle Änderungen in fünf Bereichen vorgenommen. Diese betreffen:

  • Torwart als Feldspieler
  • Verletzter Spieler
  • Passives Spiel
  • Letzte 30 Sekunden
  • Blaue Karte

Die nachfolgende Darstellung orientiert sich deshalb an den einzelnen Themen, statt eine chronologische Betrachtung vorzunehmen.
Die Regeländerungen treten ab dem 1. Juli 2016 in Kraft.

Torwart als Feldspieler

Die bisherige Möglichkeit, einen Torwart durch einen Feldspieler mit einem Überzieh-Leibchen zu ersetzen, bleibt vollumfänglich bestehen.
Zusätzlich ist es aber möglich, den Torwart durch einen siebten Feldspieler zu ersetzen. In diesem Fall kann kein Feldspieler die Funktion des Torwarts ausüben, also den Torraum betreten, um die Torwartposition zu übernehmen.
Wenn der Ball im Spiel ist und einer der sieben Feldspieler den Torraum betritt und den Ball abwehrt (oder durch eine klare Einflussnahme ein Tor verhindert), erhält die gegnerische Mannschaft einen 7-m-Wurf zugesprochen. Der Spieler wird zudem progressiv bestraft. Er wird ebenfalls progressiv bestraft, wenn die Mannschaft den Ball verliert und der Spieler sich durch das Betreten des eigenen Torraums einen Vorteil zu verschaffen versucht.
Bei Wechseln zwischen Torwart und Feldspieler sind die bisher geltenden Regeln weiterhin zu beachten.
Muss eine Mannschaft, die ohne Torwart spielt, einen Abwurf ausführen, muss sie dafür zwingend einen Feldspieler gegen einen Torwart (bzw. Feldspieler mit Überzieh-Leibchen) auswechseln.
Kann die gegnerische Mannschaft nach dem Schlusssignal noch einen Freiwurf ausführen, ist es der abwehrenden Mannschaft erlaubt, einen Torwart gegen einen Feldspieler einzuwechseln, wenn sie zu diesem Zeitpunkt ohne Torwart spielt.

Entsprechende Textauszüge sind in der Anlage 1 niedergelegt.

Verletzter Spieler

In den letzten Jahren waren immer häufiger Situationen zu beobachten, in denen ein Spieler unnötigerweise medizinische Versorgung auf der Spielfläche verlangte. Dies beispielsweise mit dem unsportlichen Ziel, den Spielrhythmus zu stören oder die Spielunterbrechung zu verlängern.
Negative Einflüsse auf das Spiel, aber auch auf TV-Übertragungen, waren die Folge. Die bisherigen Bestimmungen reichten für Schiedsrichter und Delegierte nicht aus, um dieses Verhalten zu unterbinden.
Das neue Regelwerk enthält die folgenden konkreten Anweisungen an die Schiedsrichter zum Vorgehen in solchen Situationen.

  • Die Schiedsrichter geben nur dann unmittelbar Time-Out und die Erlaubnis zum Betreten der Spielfläche (Handzeichen 15 und 16), wenn sie absolut sicher sind, dass der Spieler auf der Spielfläche behandelt werden muss.
  • In allen anderen Fällen fordern sie den Spieler zunächst auf, aufzustehen und sich ausserhalb der Spielfläche behandeln zu lassen, bevor sie gegebenenfalls das Handzeichen 16 zeigen. Das Handzeichen 15 (Time-out) allein führt noch nicht dazu, dass der verletzte Spieler die Spielfläche verlassen muss und vorübergehend nicht eingesetzt werden kann (siehe unten).
  • Ein Spieler, der sich außerhalb des Spielfelds behandeln lässt, kann jederzeit wieder eingewechselt werden.
  • Verstösst ein Spieler gegen diese Anweisungen, ist er wegen unsportlichen Verhaltens zu bestrafen.
  • Erhält ein Spieler, der eine Verletzungsversorgung auf der Spielfläche erhält oder sich inzwischen für 3 Angriffe seiner Mannschaft im Auswechselraum aufhält, eine Hinausstellung, kann er nach Ablauf der Strafzeit (unabhängig von der Anzahl der gespielten Angriffe) wieder eingesetzt werden.

Folgende Regelbestimmungen wurden in diesem Zusammenhang geändert:

  • Nach der medizinischen Versorgung auf der Spielfläche muss der Spieler die Spielfläche verlassen.
  • Er kann erst wieder eingewechselt werden, wenn seine Mannschaft drei Angriffe abgeschlossen hat.
  • Der Spieler kann auf der Spielfläche ersetzt werden.
  • Unabhängig von der Anzahl der gespielten Angriffe kann der Spieler bei Wiederaufnahme des Spiels nach einer Spielhälfte wieder eingesetzt werden.
  • Betritt dieser Spieler die Spielfläche, bevor seine Mannschaft drei Angriffe abgeschlossen hat, wird er wegen Wechselfehlers bestraft.
  • Die Kontrolle der Anzahl gespielter Angriffe erfolgt durch Zeitnehmer / Sekretär / Delegierte. Nach Ablauf der drei Angriffe informieren Zeitnehmer / Sekretär / Delegierte die Mannschaft in geeigneter Form (beispielsweise, indem eine zuvor aufgestellte Karte mit der entsprechenden Spielernummer entfernt wird). Die Entscheidung ist eine Tatsachenfeststellung.
  • Ein Angriff beginnt mit Ballbesitz und endet, wenn ein Tor erzielt wurde oder die angreifende Mannschaft den Ball verliert.
  • Ist eine Mannschaft, deren Spieler eine medizinische Versorgung auf der Spielfläche benötigt, zu diesem Zeitpunkt in Ballbesitz, beginnt mit der Spielfortsetzung der erste zählbare Angriff.
  • In zwei Situationen entfällt die Verpflichtung des auf der Spielfläche versorgten Spielers, für drei Angriffe seiner Mannschaft die Spielfläche zu verlassen:
    • Wenn die Versorgung die Folge eines regelwidrigen Verhaltens eines gegnerischen Spielers war, der dafür von den Schiedsrichtern progressiv bestraft wurde.
    • Wenn ein Torwart im Torraum bei einer Abwehraktion von einem Ball am Kopf getroffen wurde und medizinische Versorgung benötigt.
  • Nachdem eine Mannschaft von den Schiedsrichtern die Erlaubnis erhalten hat, dass zwei teilnahmeberechtigte Personen die Spielfläche zur Versorgung eines verletzten Spielers betreten dürfen, ist es nicht gestattet, dass diese Mannschaft das Betreten der Spielfläche und damit die Versorgung des verletzten Spielers auf der Spielfläche verweigert. Bleibt es trotz erneuter Aufforderung durch die Schiedsrichter bei der Weigerung, ist der Mannschaftsverantwortliche progressiv zu bestrafen.

Entsprechende Textauszüge sind in der Anlage 2 niedergelegt.

Passives Spiel

Von vielen Trainern wurde bemängelt, dass die Regelbestimmungen, insbesondere nach dem Vorwarnzeichen für passives Spiel, zu unterschiedlich angewendet werden. Ihre Empfehlung, den Schiedsrichtern zusätzliche objektive Kriterien vorzugeben, um zu einer einheitlicheren Auslegung zu gelangen, wird mit den hier getroffenen Regeländerungen entsprochen.
Gleichzeitig werden die Schiedsrichter aufgefordert, in diesen Situationen progressiv zu bestrafende Regelwidrigkeiten der verteidigenden Mannschaft konsequent zu ahnden.
Die Regeln 7:11 und 7:12 bleiben gültig, die Bestimmungen der Erläuterung 4, Abschnitte A, B, C und der Anhang E wurden nicht verändert. Die Schiedsrichter können weiterhin
jederzeit nach dem Anzeigen des Vorwarnzeichens, aber auch ohne Vorwarnzeichen, auf passives Spiel entscheiden, wenn sie keinen Versuch der angreifenden Mannschaft erkennen, in eine Torwurfsituation zu gelangen.
Regel 17:12 und Erläuterung 4, Abschnitt D wurden wie folgt präzisiert:

  • Nach der Anzeige des Vorwarnzeichens durch einen der beiden Schiedsrichter hat die angreifende Mannschaft maximal sechs Pässe zur Verfügung, um in eine Torwurfsituation zu gelangen. Erfolgt danach kein Torwurf, entscheiden die Schiedsrichter auf passives Spiel (Freiwurf für die gegnerische Mannschaft).
  • Die Zählweise der Pässe wird nicht unterbrochen, wenn der angreifenden Mannschaft ein Freiwurf oder ein Einwurf zugesprochen wird. Gleiches gilt, wenn ein Wurf von der Abwehr geblockt wird.
  • Nicht als Pass zählt ein versuchtes Anspiel, wenn der Ball vom Mitspieler infolge eines geahndeten Fouls eines Abwehrspielers nicht unter Kontrolle gebracht werden kann. Ebenso zählt eine Aktion nicht als Pass, wenn der Ball beim versuchten Zuspiel vom Abwehrspieler ins Seiten- oder Toraus gelenkt wird. Gleiches gilt bei einem Wurf, der von der Abwehr geblockt wird.

Die Feststellung der Anzahl der Pässe ist eine Tatsachenentscheidung der Schiedsrichter.
Unterbindet die abwehrende Mannschaft das Passspiel durch Regelwidrigkeiten im Sinne der Regel 8:3, ist dies konsequent progressive zu bestrafen.
Begeht die abwehrende Mannschaft nach dem sechsten Pass eine Regelwidrigkeit, die zu einem Freiwurf für die angreifende Mannschaft führt, kann diese neben der Möglichkeit, den Freiwurf direkt auszuführen, einen zusätzlichen Pass spielen, um die Aktion abzuschliessen. Gleichermassen wird bei einem Einwurf verfahren. Wird der Wurf nach dem sechsten Pass von der abwehrenden Mannschaft geblockt und der Ball gelangt zur angreifenden Mannschaft zurück, erhält diese ebenfalls die Möglichkeit einen zusätzlichen Pass zu spielen, um die Aktion abzuschließen.

Entsprechende Textauszüge sind in der Anlage 3 niedergelegt.

Letzte 30 Sekunden

Seit der Regeländerung 2005 wurden in der letzten Minute unsportliches Verhalten (beispielsweise das Verhindern eines Anwurfs) oder schwerwiegende Fouls nach besonderen Vorschriften bestraft. Der Spieler wurde disqualifiziert und die Schiedsrichter erstellten einen schriftlichen Bericht, was in der Regel zusätzlich zu einer Sperre führte. Trotz dieser Massnahmen wurde das Ziel der Regel nur beschränkt erreicht: Wenn es darum ging, einen knappen Vorsprung oder ein Unentschieden zu sichern, nahmen Mannschaften eine Sperre oft in Kauf, um dem Gegner keine Möglichkeit mehr zu geben, zu einer Torwurfsituation zu kommen und das Spiel noch auszugleichen oder zu gewinnen.
Unter Beibehaltung der bisher für die Anwendung der Regeln 8:10c und 8:10d geltenden Merkmale und Kriterien werden die Vorschriften zur Ahndung derartiger Vergehen wie folgt angepasst:

  • Statt einer Disqualifikation mit Bericht wird der fehlbare Spieler / Offizielle nunmehr mit einer Disqualifikation ohne Bericht bestraft. Zusätzlich wird auf 7-m-Wurf für die gegnerische Mannschaft entschieden.
  • Eine Disqualifikation mit Bericht erfolgt in den Fällen der Regel 8:10c und 8:10d nur noch, wenn das in diesem Zusammenhang festgestellte Vergehen von den Schiedsrichtern als besonders gravierender Verstoss gemäss den Regeln 8:6 oder 8:10a-b beurteilt wird.
  • Der bisherige Anwendungszeitraum der Sonderregelung (letzte Spielminute) wird auf die letzten 30 Sekunden beschränkt. Entscheidend bleibt aber, dass das Vergehen in den letzten 30 Sekunden oder zusammen mit dem Schlusssignal erfolgte.

Da die Merkmale und Kriterien der Regeln 8:10c und 8:10d unverändert geblieben sind, gibt es in der Frage, in welchen Fällen diese Regeln anzuwenden sind, keine Änderungen.
Ist der Ball nicht im Spiel (Regel 8:10c), wird das Verhindern oder verzögern eines Anwurfs, Freiwurfs, Einwurfs oder Abwurfs in den letzten 30 Sekunden mit Disqualifikation und 7m bestraft. Dies gilt für sämtliche Formen der Wurfverhinderung, also beispielsweise Festhalten, regelwidriges Stören oder Behindern des Werfers, aber auch das Abfangen des Passes zum Werfer, das Stören der Ballannahme, den Ball nicht freigeben. Muss das Spiel wegen eines Wechselfehlers der abwehrenden Mannschaft unterbrochen werden und wird dadurch die Wurfausführung verhindert oder verzögert, wird die Regel ebenfalls angewendet.
Ist der Ball im Spiel (Regel 8:10d) und der angreifenden Mannschaft soll durch ein Vergehen nach 8:5 oder 8:6 (Disqualifikation) in den letzten 30 Sekunden die Chance genommen werden, nochmals in eine Torwurfsituation zu kommen, wird der Spieler disqualifiziert. Der gegnerischen Mannschaft wird zusätzlich ein 7-m-Wurf zugesprochen. Die Regel kommt nicht zur Anwendung, wenn es sich um ein Foul handelt, das nur mit einem Freiwurf oder einer Hinausstellung bestraft wird.
Hinsichtlich der regelgerechten Ahndung derartiger Vergehen ist zudem folgendes zu beachten:

  • Gelingt es dem gefoulten Spieler, trotzdem ein Tor zu erzielen, wird der fehlbare Spieler disqualifiziert und der 7-m-Wurf entfällt.
  • Gelingt es dem gefoulten Spieler, trotz der Behinderung den Ball einem Mitspieler zuzuspielen, ist es richtig, zuerst den Vorteil abzuwarten. Erzielt dieser Mitspieler ein Tor, zählt der Treffer und der 7-m-Wurf entfällt. Der fehlbare Spieler wird disqualifiziert.
  • Spielt der angespielte Mitspieler den Ball einem weiteren Mitspieler zu, unterbrechen die Schiedsrichter das Spiel und entscheiden auf 7m. Der fehlbare Spieler wird disqualifiziert.
  • Kann die angreifende Mannschaft in dieser Situation kein Tor erzielen, wird der fehlbare Spieler disqualifiziert und die angreifende Mannschaft erhält einen 7-m-Wurf zugesprochen.

Der 7-m-Wurf ist in diesen Fällen nicht die Folge einer regelwidrig vereitelten klaren Torgelegenheit, sondern ist als zusätzliche Strafe für einen Verstoss gegen die Regeln 8:5 oder 8:6 in den letzten 30 Sekunden gedacht.
Gleichermassen werden die vorstehenden Bestimmungen umgesetzt, wenn sich ein Mannschaftsoffizieller in den letzten 30 Sekunden ein grob unsportliches Verhalten gemäss Regel 8:10a oder 8:10b (I) zu Schulden kommen lässt, also beispielsweise jemanden bedroht, beleidigt, oder wenn er auf der Spielfläche oder vom Auswechselraum aus ins Spielgeschehen eingreift.
Kommt es in den letzten 30 Sekunden bei einem Tempogegenstoß ausserhalb des Torraums zu einem Zusammenprall des Torwarts mit einem gegnerischen Spieler, gelten für die 7m-Entscheidung weiterhin die Bestimmungen des Kommentars zur Regel 8:5 (letzter Absatz). Aufgrund der Regeländerung ist aber immer auch auf 7m-Wurf zu entscheiden, wenn der Torwart in dieser Situation eine Regelwidrigkeit nach Regel 8:6 begeht.

Entsprechende Textauszüge sind in der Anlage 4 niedergelegt.

Blaue Karte

Oft ist für die am Spiel beteiligten Mannschaften, Medien oder Zuschauer nicht klar, ob die Schiedsrichter eine Disqualifikation mit Bericht aussprechen (also mit zusätzlichen Disziplinarmassnahmen) oder ohne Bericht (Disqualifikation ohne weitere Auswirkungen für die folgenden Spiele).
Die nachfolgend beschriebene Änderung soll für mehr Klarheit in diesem Bereich sorgen:
Zeigen die Schiedsrichter nach der roten Karte auch noch die blaue Karte, verfassen sie einen schriftlichen Bericht für die zuständige Instanz, die für weitere Massnahmen verantwortlich ist. Die Disqualifikation wird also weiterhin durch die rote Karte angezeigt; die blaue Karte stellt lediglich eine zusätzliche Information dar.

Entsprechende Textauszüge sind in der Anlage 5 niedergelegt.

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Die Übersicht der Regeländerungen 2016 im Schreiben der IHF findet ihr hier zum download.

 

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